Er kann uns was erzählen
Gleich beim Glockenturm steht der wohl älteste Grabstein im kirchlichen Teil des Friedhofs. Er kann uns einiges erzählen.
1. Geburtsjahre sind noch zu entziffern (1868, 1874), Namen und Angaben sind verwittert und kaum mehr zu lesen. „Ach wie flüchtig, ach wie nichtig ist der Menschen Leben“ (GL 657). „Du wirst in unseren Herzen weiterleben“, liest man immer wieder in Todesanzeigen. Aber hier dürfte es keine Angehörigen mehr geben. Also jetzt doch vergessen?
2. Nein, denn es ist ein Grabstein, der zu einem christlichen Grab gehört. Deutlich ist noch zu lesen: „Hier ruht in Gott…“ Die an diesem Ort ihre Angehörigen bestattet haben und jene, die bestattet wurden, sie haben ihren Glauben sichtbar einmeißeln lassen. „In Gott ruhen“ heißt ja: Bei ihm sein dürfen, am Ziel sein dürfen nach aller Mühsal, die vor 100 Jahren noch größer war, in der ewigen Freude Gottes sein dürfen.
3. Etwas Besonderes ist der oberste Teil des Grabsteines. Christus ist dargestellt als Lehrer mit erhobener Hand, er deutet auf ein (unleserlich gewordenes) Spruchband. „Wer mit mir geht, geht nicht im Dunkeln, er hat das Licht des Lebens“ (Joh 8,12), könnte zur Darstellung passen. Oder es ist Christus der Richter, der sagt: „Du warst über weniges getreu gewesen. Geh ein in die Freude deines Herrn“ (Mt 25,21).
Fazit: Es ist ein sehr persönlich gestalteter Grabstein mit einer christlichen Aussage. Solche Grabsteine sind seltener geworden. Die Grabanlage ist wohl aufgelöst. Den Grabstein aber lassen wir stehen. Denn er erzählt mitten im Tod vom Leben. Auch kann er ermutigen, der eigenen Grabstätte eine christliche Note zu geben.