In Corona-Zeiten – Ostergedanke 2020

Liebe Pfarrangehörige von St. Antonius – St. Wolfgang,
liebe Schwestern und Brüder,

in der gegenwärtigen Situation ist es gut, dass es Briefe, Telefon und Internet gibt, denn so können wir doch Verbindung halten und verantwortlich mit den Auflagen der Behörden umgehen.

Im Benediktinerkloster Kornelimünster in Aachen und in unserer Sakristei von St. Wolfgang hängt dieses Bild:

Die amerikanische Künstlerin Janet Brooks-Gerloff (1947 – 2008) hat dieses Bild geschaffen, vor dem sich die Mönche von Kornelimünster zum Gottesdienst aufstellen und auch wir hier in Kümmersbruck meditieren vor diesem Bild, bevor es zum Gottesdienst geht.

In diesem Jahr ist dies durch die Corona-Viren-Krise nicht möglich. Wir können nicht zum Gottesdienst, aber wir können uns von diesem Bild österlich ansprechen lassen.

Dazu möchte ich auch Sie, die Sie zuhause ausharren, einladen.

Das ist derzeit unsere Situation:

Um die Ansteckung durch den Corona-Virus einzudämmen, dürfen wir nur „spazierengehen“ und nur allein oder zu zweit, mit wenigen, unterwegs sein, zum Einkaufen, zum Arzt, in die Arbeit. Unser Alltag hat dadurch eine große Veränderung bekommen und sicher gehen wir bewusster nach draußen und halten verantwortungsvoll die Auflagen ein. Für mündige Christen dürfte dies nicht zur Diskussion stehen.

Für mündige Christen müsste auch gelten, dass wir in diesen Tagen Gott „im Geist und in der Wahrheit anbeten“, auch wenn wir wahrnehmen müssen, dass uns die liturgischen Feiern der Kar- und Ostertage fehlen.

Was heißt dies – Gott im Geist und in der Wahrheit anzubeten? Jesus fordert die Frau am Jakobsbrunnen dazu auf, von der wir noch am 2. Fastensonntag in der Kirche gehört haben. Wir brauchen keinen „hohen Berg, noch Jerusalem“, wir brauchen kein Heiligtum, noch eine Kirche, um Gott nahe zu sein. Diese Orte können einem zu dieser Nähe verhelfen, aber wenn wir nicht dorthin können, bleibt uns das Gebet „im Geist und in der Wahrheit“.

Vielleicht kann uns dieses obige Bild helfen, so ein Gebet „anzustimmen“, diese Kar- und Ostertage und das Osterfest in dieser Corona-Zeit für uns persönlich zu feiern.

Da sind zwei Menschen unterwegs, versunken in ihren Gedanken, sie verlassen die Stadt, sie gehen einsam ihres Weges, ihre Hoffnungen sind enttäuscht, es gibt nichts zu feiern, dem Rücken uns zugewandt, schreiten sie dahin, zurück in ihr Haus, dort wollen sie bleiben und können nichts anderes, als einfach abwarten

Eine Katastrophe hat sich auch für sie ereignet – kein Virus – aber der Tod dieses Jesus von Nazareth. Auf ihn haben sie alles gesetzt, ihre Planungen, ihre Vorstellungen, ihre Hoffnungen. Und jetzt das! Ende. Aus. Vorbei …

Sie müssen schon ein Stück Weg zurücklegen – eintönig ist die Landschaft, still, leise – fast unheimlich, eine besondere Situation.

Die beiden setzen sich dieser Situation aus – es bleibt ihnen nichts anderes übrig …

In dieser Stille, in der sie auf sich zurückgeworfen sind, berührt sie Gott – anders gesagt: Jesus geht mit. Sie merken, dass ein „Fremder“, ein „Anderer“, ein „Unsichtbarer“ für sie da ist.

Sie spüren, dass es der ist, von dem sie glaubten, dass der Tod ihn „besiegelt“ hat. Der Tod – das ist eine besiegelte Sache, das ist eben so. Ende. Aus. Vorbei …

Der auferstandene Jesus macht sich bemerkbar und die beiden, die sichtbar am Ende sind, lassen es zu, dass er mit dabei ist.

Mehr und mehr geht ihr Weg weiter, dorthin, wo es hell wird

Der Tod ist keine besiegelte Sache!

Das bedeutet Ostern.

Ostern verkündet die Botschaft, dass Jesus mitgeht, dass er sich bemerkbar macht – auf unserem Weg, in unserem Leben, bei unserem Tod.

Das ist die „Wahrheit unseres Glaubens“, der wir gerade auch in diesen Tagen vertrauen dürfen.

Egal, wo wir sind, Jesus gesellt sich zu uns, er macht sich bemerkbar – vielleicht fremd, vielleicht anders, vielleicht unsichtbar.

Eine besondere Situation ist es, wenn es um uns still und leise ist, wenn wir auf uns zurückgeworfen sind.

Aber da ist Gott da – da ist Jesus da, näher als wir meinen.

Im „Geist“ dürfen wir ihn nachspüren

und diese „Wahrheit“ erkennen –

wir dürfen Ostern feiern und ihn ansprechen:

Jesus,
DU bist mir nah.
DU bist durch den Tod gegangen.
Für Gott war das keine „besiegelte Sache“.
ER hat DICH erweckt,
auferweckt zu einem „himmlischen“ Leben.
Diese Lebensfülle schenkst DU mir,
weil DU auf meinen trostlosen Lebenswegen
mit dabei bist.
DU bist da.
DU bist mir nah.
Im Geist und in der Wahrheit bekenne ich:
DU lebst.
Dass mich dieses Ostern anrührt,
dass es mich berührt,
dass es mich weiterführt,
dorthin, wo es hell wird,
wünschte ich mir!

So ein Ostern wünsche ich Ihnen und mir in diesem Jahr,
dass unsere Gedanken hinübergeführt werden
in den Geist und in die Wahrheit,
die uns Jesu Auferweckung erleben lassen –
ganz persönlich – ohne die großen liturgischen Feiern –
aber mit großer Wucht für unser Herz!

Gesegnete Kar- und Ostertage!

Im Namen des Seelsorgeteams

Ihr Pfarrer Wolfgang Bauer