An alle, die durch Corona eingeschränkt leben müssen

Osterzeit / Pfingsten 2020

Liebe Pfarrangehörige,

die Sie durch die Corona-Krise in der Begegnung mit anderen eingeschränkt sind,

eigentlich hatten wir gedacht, dass wir uns in der Osterzeit wiedersehen können, aber wir müssen lernen, dass die Eindämmung des Virus` nicht so schnell vorangeht, wie wir es uns wünschen würden. So möchten wir vor Pfingsten in der Osterzeit nochmals ein Lebenszeichen Ihrer Pfarrgemeinde an Sie übergeben: unser neues Pfarrblatt. In ihm finden Sie wieder Pfarr-Infos und theologische Hintergründe, und Sie werden sehen, dass wir wieder Gottesdienste planen und diese „halten“ können.

Wenn Gottesdienste aber wieder erlaubt sind – in manchen Medien wurde dies unverantwortlich hochgespielt -, dann ist dieses Feiern nicht mit dem zu vergleichen, wie wir es gewohnt sind. Beachten Sie diesbezüglich die „Regelungen für die Gottesdienste“, die wir Ihnen mit abgedruckt haben. Wir müssen diese einhalten, damit wir die Wahrscheinlichkeit geringhalten, dass ein Virus bei einem Gottesdienst weitergegeben wird und dass Menschen angesteckt werden. Solange es noch keine Medikamente dafür gibt, können wir nur einsichtig, verantwortungsvoll und auch mündig als Christen handeln und die Auflagen strengstens einhalten. Wir leben ja aus der sicheren Hoffnung, dass es auch eine Zeit geben wird, wo wir wieder gemeinsam feiern können. Daher ist es schwer verständlich, dass unsere Bischöfe und andere – eigentlich sehr kurzsichtig – nörgelten und drängten, damit wir wieder mit wenigen Gläubigen Gottesdienste „abhalten“ können, denn „feiern“ in Gemeinschaft mit allen können wir noch nicht: es darf nur eine begrenzte Zahl von Gläubigen in die Kirche (die anderen schließen wir aus), es darf niemand an den Atemwegsorgangen erkrankt sein, es gibt keinen Chor, und keinen Gesang, es gibt „Kommunion mit der Zange“ und es gibt vorgeschriebene Wege, die man gehen muss. Gottesdienstfeiern lebt aber von der Erfahrung gelebter und tätiger Gemeinschaft. Die ist momentan eigentlich nicht möglich.

So möchte ich – auch wenn ich verstehen kann, dass sich viele wieder nach den Gottesdiensten sehnen – Sie doch bitten geduldig zu bleiben, in dem, was uns jetzt auferlegt ist und was wir zu tragen haben (wir Christen dürfen ruhig akzeptieren, dass wir auch leiden, wenn wir nicht feiern können),

beharrlich zu bleiben im Gebet – das kann man auch zuhause und dafür finden Sie auch ein Hausgebet im Pfarrblatt und die ZDF-Gottesdienste im Fernsehen – und

fröhlich zu bleiben in der Hoffnung, denn diese ist uns gewaltig geschenkt seit Ostern und sie ist jetzt gefragt, wo wir in einer Krise stecken.

Und auch wenn „Gottesdienste wieder erlaubt sind“, möchte ich Sie ermutigen, dass Sie sich – wenn Sie einer Risikogruppe angehören – fragen, ob es gut ist, wenn Sie daran teilnehmen. Sie müssen keine religiösen, moralischen, seelischen Bedenken haben, wenn Sie momentan noch nicht zum Gottesdienst gehen. Achten Sie auf sich und passen Sie gut auf sich auf!

Neben den verständlichen Auflagen für die Gottesdienste und der Vorbereitung, dass alles evtl. möglich ist, bewegen uns andere Themen, die noch wichtiger sind: Wie können wir den Menschen helfen, die keine Schutzmöglichkeit haben, in Afrika, in Lateinamerika … wir dürfen dies nicht von uns wegschieben, sondern müssen in unserem Handeln in der Pfarrgemeinde mehr als sonst an unsere leidenden Schwestern und Brüder weltweit denken.

Dann bleibt die Frage: Wie wird wirklicher Glaube „entstehen“ – auch nach der Corona-Krise? Beten die Menschen zuhause, haben sie Erfahrungen der persönlichen Gottesbeziehung gemacht, haben vielleicht wirklich Familien gemeinsam am Sonntag gebetet und gefeiert? Solch ein persönlicher Glaube ist die Grundlage, damit wir als Christen leben können und auch Gemeinde bauen können. Hoffen wir, dass viele Menschen die Entdeckung ihres persönlichen Glaubens in dieser Krisenzeit gemacht haben!

Jetzt kommt Pfingsten. Auf dieses Fest dürfen wir uns freuen. Da werden wir ausgestattet mit Gottes gutem Geist oder anders gesagt: wir erinnern uns, dass wir IHN seit unserer Taufe und über unsere Firmung in uns haben. Gottes guter Geist ist notwendig, wenn wir unverzagt unser Leben wagen, wenn wir zuversichtlich, hoffnungsvoll und gelassen den Alltag meistern wollen.

So wünsche ich Ihnen – auch im Namen des ganzen Seelsorgeteams – die Entdeckung dieses guten Geistes. Bleiben Sie österlich und begeistert auch in Zeiten, die uns das ein oder andere abverlangen!

Ihr Pfarrer Wolfgang Bauer