Bonifatiuswerk, www.bonifatiuswerk.de; Pfarrbriefservice.de
Das Kirchenjahr bezeichnet eine festgelegte Abfolge von katholischen oder evangelischen Feiertagen und Festzeiten im Laufe eines Jahreskreises und ermöglicht dem christlich orientierten Menschen die gläubige Gestaltung der Zeit.
Dabei steht das Kirchenjahr nicht in Konkurrenz zum Kalenderjahr, denn das Jahr als Zeitspanne spielt im Christentum eine eher untergeordnete Rolle.
Im Vordergrund steht das Heilsverständnis der Kirche, das in den jährlich sich wiederholenden Kirchenfesten mit seinen Gottesdiensten zum Ausdruck kommt.
Andere geläufige Begriffe wie „Jahr des Heils“ oder „Herrenjahr“ nehmen diesen Aspekt des Kirchenjahres auf, während der ältere, aus dem Lateinischen stammende Begriff „Liturgisches Jahr“ eher auf den Festcharakter des Kirchenjahres zielt.
Die im Jahresrhythmus gefeierten Sonntags- und Festgottesdienste erinnern und vergegenwärtigen Leiden, Tod und Auferstehung Jesu und halten die Hoffnung auf Jesu Wiederkunft am Ende der Zeit wach. Insofern sind die Entstehung und allmähliche Ausgestaltung des Kirchenjahres auf Tod und Auferstehung Jesu zurückzuführen.
Die Orientierung christlicher Feste und Feiertage am Zeitmaß des Jahres hat ihren Ursprung im frühen Christentum.
Die regelmäßige Feier des Sonntags als den Tag, an dem Christus von den Toten auferstanden ist, gibt zunächst den wöchentlichen Rhythmus für die Gottesdienstfeier vor.
Mit der Einführung von Ostern in der Mitte des 2. Jahrhunderts gibt es den ersten festen jährlich begangenen christlichen Feiertag.
Hinzu kommen einzelne Gedenktage zu Ehren der Heiligen, die im Laufe der Zeit immer mehr werden und zur weiteren Ausgestaltung des Kirchenjahres beitragen.
Im 4. Jahrhundert entstehen neue Christusfeste, dazu gehören auch Weihnachten und die Erscheinung des Herrn.
Etwas später bildet sich aus den Vor- und Nachbereitungen um Ostern herum der Osterfestkreis mit Fastenzeit, Karwoche, Osterzeit, Christi Himmelfahrt und Pfingsten.
Auf ähnliche Weise entsteht der Weihnachtsfestkreis mit Advent und Weihnachtszeit um Weihnachten herum. Im Zuge der Verehrung Marias, der Mutter Jesu, erfreuen sich Marienfeste zunehmender Beliebtheit.
Im Hochmittelalter vervollkommnen die so genannten Ideenfeste das Kirchenjahr: dabei geht es um bestimmte Aspekte christlicher Frömmigkeit oder auch um besondere Ehrentitel Christi, wie das Herz-Jesu- oder das Christkönigsfest. Weitere Fest- und Gedenktage nehmen Bezug auf kirchengeschichtliche Ereignisse, die für das Selbstverständnis der katholischen oder evangelischen Kirche von Bedeutung sind.
So zahlreich die Feiertage sind, so vielfältig sind auch die unterschiedlichen Aspekte des christlichen Glaubens.
Doch allen diesen Festtagen gemeinsam ist die Vergegenwärtigung von Tod und Auferstehung Jesu durch die Feier der Eucharistie.
Mit hineingenommen in die Liturgie der verschiedenen Sonn- und Feiertage wird die Geschichte Gottes mit den Menschen, wie sie in der Bibel im Alten und Neuen Testament niedergeschrieben ist.
Der Beginn des Kirchenjahres ist heute in der katholischen wie in der evangelischen Kirche der 1. Adventssonntag, der zugleich den Anfang des weihnachtlichen Festkreises markiert und bis zum Sonntag nach der Taufe Jesu dauert.
Der Osterfestkreis beginnt mit dem Aschermittwoch und endet nach 13 ½ Wochen mit dem Pfingstsonntag, dem Fest des Heiligen Geistes.
Weihnachts- und Osterfestkreis sind die beiden tragenden Säulen des Kirchenjahres.
Die dazwischen liegenden 33 bzw. 34 Wochen heißen die Zeit im Jahreskreis oder allgemein Kirchenjahreszeit.
Die Ausgestaltung des Kirchenjahres ist noch nicht an ihr Ende gekommen.
Seit dem 20. Jahrhundert werden in der katholischen Kirche immer mehr Sonntage im Jahreskreis als Themensonntage einem besonderen Anliegen gewidmet, wie zum Beispiel der Familiensonntag, der Weltmissionstag der Kinder oder das Erntedankfest, um nur einige zu nennen.
Darüber hinaus gibt es auch international begangene Themensonntage, so der Weltfriedenstag oder der Barmherzigkeitssonntag.