Wie kam es zum „synodalen Weg“?
Die Deutsche Bischofskonferenz hat auf ihrer Frühjahrsvollversammlung im März 2019 im emsländischen Lingen einen „synodalen Weg“ für die katholische Kirche in Deutschland beschlossen. Damit soll der Missbrauchsskandal aufgearbeitet werden. Ausgangspunkt war die Unzufriedenheit vieler Gläubigen, wie Kardinal Reinhard Marx als Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz auf der Abschluss-Pressekonferenz in Lingen sagte. Er betonte, die Mehrheit der Bischöfe sehe einen Veränderungsbedarf.
Was ist mit „synodalen Weg“ gemeint?
Nach den Worten von Kardinal Marx ist eine strukturierte Debatte in einem verabredeten Zeitraum gemeinsam mit dem Zentralkomitee der deutschen Katholiken vorgesehen. Marx und ZdK-Präsident Thomas Sternberg hatten Anfang Juli 2019 einen ersten Fahrplan für den Reformdialog vorgestellt.
Der Dialog ist zunächst auf zwei Jahre angelegt.
Welche Inhalte sind vorgesehen?
Es soll es unter anderem um folgende Punkte gehen:
- um die Aufarbeitung von Fällen von sexuellem Missbrauch in der Kirche und um den Missbrauch von Macht;
- um die Lebensform der Bischöfe und Priester;
- um die Sexualmoral der Kirche, die nach den Worten von Marx entscheidende Erkenntnisse aus Theologie und Humanwissenschaften noch nicht aufgenommen hat
- um Frauen in Diensten und Ämtern der Kirche.
Dazu sind vier Foren eingerichtet. Alle Foren werden jeweils von einem Bischof und einem Laien geleitet.
Das Forum „Macht, Parizipation, Gewaltenteilung“ verantworten Bischof Karl-Heinz Wiesemann aus Speyer und ZdK-Vizepräsidentin Claudia Lücking-Michel,
das Forum „Sexualmoral“ die Vizepräsidentin des Katholischen Deutschen Frauenbunds (KDFB), Birgit Mock, und Bischof Georg Bätzing aus Limburg,
das Forum „Priesterliche Existenz“ der Geschäftsführer des Katholischen Verbandes für soziale Dienste in Deutschland (SKM), Stephan Buttgereit aus Haltern (Kreisdekanat Recklinghausen), und Bischof Felix Genn aus Münster,
das Forum „Frauen in Diensten und Ämtern der Kirche“ von der Theologieprofessorin Dorothea Sattler von der Universität Münster und Bischof Franz-Josef-Bode aus Osnabrück.
Was sagt der Papst zum synodalen Weg?
Papst Franziskus hat in einem Brief vom 29. Juni 2019 an die katholischen Christen in Deutschland das Anliegen des synodalen Weges angesprochen. In dem Schreiben „An das pilgernde Volk Gottes in Deutschland“ ermutigt Franziskus zum „synodalen Weg“ bei der Erneuerung der Ortskirche, mahnt aber auch die Einheit der Weltkirche an. Dem Papst sind die Akzente wichtig, daher ruft er zu einer Evangelisierung auf.
Gebet für den Synodalen Weg
Gott, unser Vater,
Du bist denen nahe, die Dich suchen.
Zu Dir kommen wir mit den Fragen unserer Tage,
mit unserem Versagen und unserer Schuld,
mit unserer Sehnsucht und unserer Hoffnung.
Wir danken Dir für Jesus Christus,
unseren Bruder, unseren Freund und unseren Herrn.
Er ist mitten unter uns, wo immer wir uns in seinem Namen versammeln.
Er geht mit uns auf unseren Wegen.
Er zeigt sich uns in den Armen, den Unterdrückten, den Opfern von Gewalt,
den Verfolgten und an den Rand Gedrängten.
Wir bitten Dich:
Sende uns den Heiligen Geist, der neues Leben schafft.
Er stehe unserer Kirche in Deutschland bei und lasse sie die Zeichen der Zeit erkennen.
Er öffne unser Herz, damit wir auf Dein Wort hören und es gläubig annehmen.
Er treibe uns an, miteinander die Wahrheit zu suchen.
Er stärke unsere Treue zu Dir und erhalte uns in der Einheit mit unserem Papst und der ganzen Kirche.
Er helfe uns, dass wir Deine Gerechtigkeit und Deine Barmherzigkeit erfahrbar machen.
Er gebe uns die Kraft und den Mut, aufzubrechen und Deinen Willen zu tun.
Denn Du allein bist das Licht, das unsere Finsternis erhellt,
Du bist das Leben, das Gewalt, Leid und Tod besiegt.
Dich loben wir, jetzt und in Ewigkeit. Amen.
Der Synodale Weg und unsere Stimme dazu
Sie können sich direkt über die Homepage www.synodalerweg.de informieren und auch über unsere Pfarrgemeinde ihre schriftlichen aber bitte auch prägnanten Anmerkungen während des Jahres weitergeben. Schicken Sie uns diese einfach zu oder nehmen Sie an den Veranstaltungen teil, die wir während des Jahres zum Synodalen Weg anbieten.
Peter Weidemann, Pfarrbriefservice
1. Macht und Gewaltenteilung in der Kirche – Gemeinsame Teilnahme und Teilhabe am Sendungsauftrag
Die Frage nach der Macht in der Kirche muss sich immer wieder an dem Wort Jesu messen lassen: „Bei euch soll es nicht so sein, sondern wer bei euch groß sein will, der soll euer Diener sein, und wer bei euch der Erste sein will, soll euer Sklave sein.“ (Mt 20,26–27) Jeder Missbrauch von Macht in der Kirche verdunkelt das Evangelium und verletzt Menschen.
Frage 1: Welche konkreten Erfahrungen von Macht und Ohnmacht haben Sie in der Kirche gemacht und was muss Ihrer Meinung nach in der Kirche verändert werden, damit der Umgang mit Macht besser kontrolliert und Machtmissbrauch verhindert werden kann?
Frage 2: Wie können mehr Menschen aktiv an den Aufgaben und Entscheidungen in der Kirche beteiligt werden?
Frage 3: Wie können wir im Sinne von Papst Franziskus als Kirche in Deutschland überzeugender eine dienende Kirche sein?
2. Leben in gelingenden Beziehungen – Liebe leben in Sexualität und Partnerschaft
Die Sexualmoral der Kirche muss Maß nehmen an der Liebe Gottes, die uns Jesus Christus gezeigt hat. Für viele Menschen sind Hingabe und Treue auch heute sehr hohe Werte für ihr Leben. Dennoch ist die kirchliche Sexuallehre in einer großen Krise. Viele ihrer Weisungen haben massiv an Akzeptanz verloren. Sie scheinen vielen Menschen heute nicht lebensdienlich zu sein und geben ihnen keine Orientierung mehr.
Frage 1: Welche Erfahrungen haben Sie diesbezüglich gemacht, welche Erkenntnisse oder Überzeugungen persönlich gewonnen?
Frage 2: Wie kann die Kirche Ihrer Meinung nach, das Evangelium von der Liebe Gottes in unserer Zeit überzeugender verkünden?
Frage 3: Was ist Ihnen wichtig in der Sexuallehre der Kirche und was müsste dringend verändert werden?
3. Priesterliche Existenz heute
Als Hirte und Seelsorger ist der Priester auch in der säkularen Welt von heute sehr geschätzt. Gleichzeitig wird er in seiner Identität und Glaubwürdigkeit – nicht zuletzt auf dem Hintergrund der bekanntgewordenen Missbrauchsfälle – vielfach in Frage gestellt. Das betrifft insbesondere auch seine zölibatäre Lebensform, die sich an der Lebensform Jesu orientiert, ihre Ausstrahlung aber weithin nicht mehr entfaltet. Der weitgehende Priestermangel und die veränderten Rahmenbedingungen unserer Zeit machen die Frage nach einem erneuerten, zukunftsfähigen Profil des geistlichen Amtes im Zusammenspiel mit den vielfältigen pastoralen Diensten und Ämtern und den unterschiedlichen Charismen der Gläubigen dringlich.
Frage 1: Was zeichnet Ihrer Auffassung nach, einen authentischen Priester heute aus, welche Eigenschaften und Fähigkeiten sollte er besitzen?
Frage 2: Wie kann ein authentischer Priester mitten in der Welt von heute in der Nachfolge Jesu leben, welche Lebensform halten Sie für den Priester heute für angemessen
Frage 3: Was müssen wir in der Kirche tun oder verändern, damit es mehr Berufungen gibt und der Dienst des Priesters attraktiver für junge Menschen wird?
4. Frauen in Diensten und Ämtern in der Kirche
Frauen tragen und gestalten einen überaus großen Teil des Lebens in unserer Kirche. Sie engagieren sich in vielfältigen Diensten und Ämtern in der Kirche. Dennoch sind sie in Leitungspositionen bis heute unterrepräsentiert. Nicht wenige leiden darunter, dass den Frauen nicht alle Dienste und Ämter in der Kirche, insbesondere das Weiheamt, offenstehen.
Frage 1: Wie sehen Sie die Rolle der Frau in der Kirche?
Frage 2: Was müsste sich ändern, damit mehr Frauen Leitungspositionen in der Kirche übernehmen (können)?
Frage 3: Wie müsste das Miteinander von Frauen und Männern in der Kirche gestaltet sein, damit wir in unserer Zeit glaubwürdig das Evangelium verkünden können?